17.11.2012 | Staunende Blicke an der Ampel
Renault Fluence Z.E. bietet viel Fahrspaß – Genug Platz für vier Personen
Bad Neustadt. Mit dem Renault Fluence Z.E. bringt der französische Autobauer sein erstes Elektroauto an den Start. Emissionsfrei soll die Elektrolimousine bis zu 160 Kilometer weit kommen. Ich habe dem E-Auto zwei Tage auf den Zahn gefühlt.
Vorfreude auf die 40. Kalenderwoche hatte ich bereits, da in dieser Woche aufgrund des Feiertages (Tag der deutschen Einheit) nur vier Tage gearbeitet werden musste. Noch mehr Grund zur Freude hatte ich, nachdem ich von Kollegen gefragt wurde, den Renault Fluence zu testen und darüber eben diesen Bericht zu schreiben.
Los ging es also mit der Fahrt zum Autohaus Vorndran. Nach einer kurzen Einweisung in die Technik startete ich den geräuschlosen Motor. Das ist eigentlich der auffälligste Unterschied zwischen einem Elektro- und einem Verbrennungsmotor. Etwas verwundert war ich nach dem ersten Blick auf die Reichweitenanzeige. Komplett voll „geladen“, mit einer Reichweite von 100 km. Renault gibt bei perfekten Bedingungen eine Reichweite von 160 km an.
Genug also mit der Einweisung, ich wollte endlich „durchstarten“ mit der schicken Elektrolimousine. Bremse drücken, Wählhebel von P auf D wie bei einem Verbrennungsmotor mit Automatikgetriebe und los geht's. Bereits auf den ersten Metern auf dem Rückweg zur Rhön- u. Saalepost entsteht große Fahrfreude durch die ruck- und geräuschlose Fortbewegung und den steten Schub.
Schon an der ersten Ampel bemerkte ich staunende Blicke anderer Verkehrsteilnehmer ob der erstaunlich guten Beschleunigung. Kein Wunder, der 1.605 Kilogramm schwere Viersitzer beschleunigt innerhalb von 4,1 Sekunden von 0 auf Tempo 50. Nach insgesamt 13,7 Sekunden liegt die Tachonadel dann bei 100 km/h.
Zugegeben, die ersten 30 Kilometer haben nahezu ein Drittel bis ein Viertel des Stromvorrates geraubt. Aber nur, weil vom ersten Augenblick das Fahren und vor allem die Beschleunigung einen Riesenspaß machten, welches ich natürlich nach Feierabend gleich mit der maximalen Geschwindigkeit auf der Autobahn „ausreizen“ wollte. Leicht bergab und mit Schwung blieb die Tachonadel schließlich bei 135 km/h stehen.
Nicht die relativ niedrige Höchstgeschwindigkeit, sondern der schnelle Verlust der Energie führten zu dem Entschluss, die Autobahn bei der nächsten Ausfahrt wieder zu verlassen. Da fuhr ich dann doch lieber Landstraße, da die Heizung und das zeitgleiche schnelle Fahren auf der Autobahn zu viel Strom verbraucht hätten.
Aufpassen musste ich bei der Fahrt in der 30er Zone. Die Fußgänger hörten den fast lautlosen Franzosen nämlich nicht und überquerten die Straße, ohne sich umzusehen.
Am Abend musste ich gezwungener Maßen meinem Fahrspaß eine Pause gönnen, denn der Renault Fluence Z.E. musste an die Dose und neu aufgeladen werden. Ein Vorgang, der rund acht Stunden benötigt. Die Batterie wird im Übrigen nicht zusammen mit dem Fahrzeug gekauft, sondern von der Renault-Bank für 82 Euro im Monat bei einer Laufleistung von 10.000 Kilometern im Jahr geleast. Am nächsten Tag startete ich mit dem vollgeladenen Akku wieder durch.
Die Innenausstattung gestaltet sich im Fluence Z.E. relativ karg. Der Drehzahlmesser ist einer Akku-Füllstandsanzeige gewichen und über das Lenkrad lässt sich der Tempomat einstellen. Das in der Mittelkonsole untergebrachte Navigationssystem (sprich Bordcomputer), indem übrigens alle Elektro-Ladestationen einprogrammiert sind, lässt sich sehr gut bedienen. Der Kofferraum bietet durch die große Batterie nicht den gewünschten Platz, den man für Großeinkäufe manchmal benötigt. Immerhin! Platz für zwei Fußballtaschen nebeneinander ist kein Problem.
Unser Testfahrzeug, das noch mit einer hinteren Einparkhilfe, einem spezifischen Bordcomputer und mehr ausgestattet war, liegt bei 26.790 Euro. Nicht wenig – aber eben 100 Prozent elektrisch. Für mich lässt sich nach zwei Tagen und ca. 150 gefahrenen Kilometern sagen: Vier Plätze, kein Lärm – das Elektroauto-Zeitalter hat begonnen. Sofern die hinteren beiden Plätze des Renault Fluence Z.E. nicht von nörgelnden Kindern, sondern von Erwachsenen besetzt bleiben, wird es auch bei einer lautlosen Fahrt bleiben.
Technische Daten
Maximale Leistung 70 kW (95 PS)
Max. Drehmoment 226 Nm
Höchstgeschwindigkeit 135 km/h
Beschleunigung 0 - 100 13,7 sek
Reichweite nominell 160 km
Reichweite im Test 100 km
Stromverbraucher (kWh/100km) 14,0
Leergewicht 1.605 kg
Grundpreis 26.790 Euro
zzgl. Batteriemiete ca. 82 Euro
Quelle: Rhön- und Saalepost, Christopher Hüllmantel
Events
Top3 Fragen
Wie viele Modellregionen "Elektromobilität" gibt es in Bayern?
Im Jahr 2010 wurden neben Bad Neustadt auch Garmisch-Partenkirchen sowie die Modellregion Elektromobilität Bayerischer Wald (E-WALD) als bayerische Modellinitiativen für Elektromobilität ausgewählt.
Welches Ziel verfolgt die Modellregion Bad Neustadt?
Die Modellstadt eröffnet die Chance, sich mit innovativen Produkten einen Platz in der Elektromobilität zu sichern und damit nachhaltig Arbeitsplätze in unserer Region zu schaffen.
Warum wurde ausgerechnet Bad Neustadt als Modellregion ausgewählt?
In unserer Stadt sind hochmoderne Industrieunternehmen - insbesondere aus dem Bereich der Automobilzulieferer - angesiedelt, die sich mit dem Thema Elektromobilität bereits intensiv beschäftigen. Bad Neustadt wird zusätzlich geprägt durch das Biosphärenreservat Rhön, was ein hohes Umweltbewusstsein der Bevölkerung definiert.